Freiwillige Feuerwehr

Overath

Dirk Schmitz

Freiwillige Feuerwehr Overath

OVplus-Redaktion im Gespräch mit Dirk Schmitz, dem Vertreter der Freiwilligen Feuerwehr Overath (FFO).

Lieber Herr Schmitz,
wir freuen uns, dass Sie im Rahmen der Vorstellung Overather Vereine und Institutionen von „OVplus Stadtmarketing Overath e. V.“ als Vertreter der „Freiwilligen Feuerwehr Overath (FFO)“ für dieses Interview zur Verfügung stehen.

OVplus: Herr Schmitz , bitte stellen Sie uns doch die FFO und deren Hauptaufgabengebiete in ein paar Sätzen vor!

Dirk Schmitz (DS): Die Feuerwehr Overath ist eine komplett Freiwillige Feuerwehr und besteht aus insgesamt 6 Einheiten mit Standorten in Overath, Vilkerath, Marialinden, Heiligenhaus, Steinenbrück und Immekeppel. Eine weitere Gruppe bildet unser Nachwuchs, die Jugendfeuerwehr, die für das gesamte Stadtgebiet in Steinenbrück stationiert ist. In diese kann man ab einem Alter von 10 Jahren eintreten.

In allen Einheiten sind insgesamt ca. 170 Feuerwehrfrauen und Feuermänner ehrenamtlich aktiv und rücken im gesamten Stadtgebiet zu Lösch- und Hilfeleistungseinsätzen aus. Wobei Einsätze im Bereich der technischen Hilfeleistung, wie zum Beispiel bei Verkehrsunfällen, Sturm und Hochwasser-Einsätzen, auslaufenden Betriebsstoffen oder Einsätze für hilflose Personen hinter verschlossenen Türen, den größten Teil der knapp 300 Einsätze im Overather Stadtgebiet ausmachen.

Neben den Einsätzen gibt es noch einen regelmäßigen Übungsdienst, sowie Aus- und Fortbildungen auf Kreis- oder Landesebene.
Auch präventiv leistet die Feuerwehr ihre Arbeit. Zum Beispiel in der Brandschutzerziehung in Kindergärten und Schulen.
Ebenso ermöglicht die Feuerwehr die Durchführung von kulturellen Veranstaltungen, in dem sie die Brandsicherheitswachen stellt, z.B. bei Karnevalsveranstaltungen, in Festzelten zu Erntefesten oder bei Veranstaltungen in der Aula Cyriax oder im Pfarrsaal Heiligenhaus.

OVplus: Wie lange gibt es die FFO schon? Gibt es in seiner Historie etwas, das heraussticht oder Jemanden, der überragende Verdienste in der Vergangenheit hat?

DS: Alle Overather Feuerwehreinheiten existieren bereits seit über 100 Jahren. Der Löschzug Overath wurde im Jahr 1893 gegründet und besteht somit nun 127 Jahre. Der Löschzug Immekeppel hätte dieses Jahr sein 125 jähriges Jubiläum gefeiert, welches durch die Corona-Pandemie leider ins nächste Jahr verschoben werden musste. Einzelne Personen möchte ich an dieser Stelle bei einer über 100 jährigen Geschichte der Freiwillige Feuerwehr Overath nicht hervorheben, da über die gesamte Zeit jedes einzelne Mitglied seine Freizeit und sein Engagement in den Dienst der Allgemeinheit gestellt hat und damit höchste Wertschätzung verdient. Als hervorzuhebende Ereignisse aus der jüngeren Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Overath fallen mir spontan die Wiedergründung der Löschgruppe Marialinden im Jahr 2008 (1952 wurde die Feuerwehr Marialinden in den Löschzug Overath integriert und im Ort Marialinden aufgelöst) oder der überörtliche Einsatz beim Weihnachtshochwasser 1993 in Köln.

OVplus: Was muss man über Sie persönlich wissen? Was treibt Sie an, ehrenamtliche Arbeit zu leisten?

DS: Mir persönlich macht helfen Spaß und Spaß macht bekanntlich glücklich. Man bekommt ja meistens eine direkte Rückmeldung für unser Handeln. Menschen, denen wir in bedrohlichen Situationen, wie Unfällen oder bei Bränden helfen, bringen uns noch vor Ort oft große Wertschätzung entgegen. Hilfsbereitschaft ist eine Tugend. Für mich ist sie ein Grundpfeiler meines Lebens.
Was ist zufriedenstellender als Menschen in Not zu helfen?

OVplus: Glaubt man den Statistiken, verzeichnen viele Organisationen einen Mitgliederrückgang und haben ein massives Nachwuchsproblem. Hinzu kommt die fehlende Bereitschaft, ehrenamtlich tätig zu sein. Wie nehmen Sie dies in der FFO wahr?

DS: Das Problem des Mitgliederrückgangs und Probleme, Nachwuchs zu begeistern, beschäftigt uns auch der Feuerwehr. Zur Zeit engagieren sich ca. 170 Ehrenamtliche im Feuerwehrdienst der Stadt Overath, was zunächst nach einer hohen Zahl klingt. Es ist aber nicht jeder immer verfügbar zu Einsätzen. Gerade tagsüber haben wir mit Personalengpässen zu kämpfen, da viele Mitglieder außerhalb von Overath arbeiten und somit während ihrer Arbeitszeit nicht an Einsätzen teilnehmen können.
Die meisten Bürger, die sich ehrenamtlich engagieren möchten, wissen vielleicht nicht, dass dies auch bei der Feuerwehr möglich ist. Hier wollen wir durch eine aktuell angelaufene Mitgliederwerbung auf uns aufmerksam machen. Zur Zeit hängen an vielen Overather Bushaltestellen Plakate mit einer entsprechenden Werbung. Bei Facebook sind wir unter „Feuerwehr Overath“ präsent und informieren über Einsätze. Auch auf unserer Homepage www.Feuerwehr-Ov.de gibt es immer aktuelle Informationen.
Bei uns ist jeder willkommen, der sich ernsthaft engagieren möchte. Übrigens ist Feuerwehrdienst auch etwas für Frauen.

 OVplus: Wie beurteilen Sie vor diesem Hintergrund allgemein die Situation der Overather Vereine und ehrenamtlichen Organisationen?

DS: Ich denke, dass es ein grundsätzliches Problem in unserer Gesellschaft ist, Menschen für ein Ehrenamt zu begeistern, die sich dann auch dauerhaft engagieren möchten. Heutzutage sind die Meisten beruflich und familiär sehr eingespannt. Da fällt die Entscheidung, sich mehrere Stunden wöchentlich ehrenamtlich einzubringen, oft schwer.

 

OVplus: Eins der momentan auffälligsten Bauprojekte im Stadtgebiet ist die neue Feuerwehrwache. Wie sehr freuen Sie sich auf den Umzug und was wird sich für die FFO zum Positiven ändern?

DS: Wir freuen uns sehr auf den Umzug! Unser jetziges Gerätehaus aus dem Jahr 1966 ist nicht mehr mit der aktuellen Feuerwehrtechnik kompatibel. So sind zum Beispiel Feuerwehrfahrzeuge in den letzten 55 Jahren immer größer und schwerer geworden. Dadurch haben wir inzwischen einen erheblichen Platzmangel im derzeitigen Gerätehaus. Dies führt dazu, dass wir uns zur Zeit alle (Männlein wie Weiblein) hinter den Fahrzeugen in der Fahrzeughalle umziehen müssen. Die sanitären Anlagen im aktuell noch genutzten Feuerwehrgerätehaus entsprechen in Anzahl und Ausstattung keinem aktuellen Standard. Das neue Gerätehaus bietet uns mehr Platz. Künftig können wir alle Fahrzeuge vernünftig unterbringen und werden getrennte Umkleideräume für Feuerwehrfrauen und Feuerwehrmänner mit modernen sanitären Anlagen zur Verfügung haben.
Auch wenn das neue Gerätehaus auf den ersten Blick vielleicht sehr groß wirkt, ist es an unsere aktuellen Bedürfnisse und den Brandschutzbedarfsplan angepasst. Hier können wir uns weiterentwickeln und wachsen, auch personell.

OVplus: In der aktuellen Coronakrise wird viel von systemrelevanten Tätigkeiten gesprochen. Ihre Aufgaben gehören definitiv dazu. Haben Sie vor diesem Hintergrund das Gefühl, dass Ihre Arbeit bei den Overather Bürgern/-innen generell genügend Wertschätzung erfährt?

DS: Unser Feuerwehrdienst, egal ob Übungen oder Einsätze, unterliegt ebenfalls den Corona-Maßnahmen. Übungsdienste finden zur Zeit nur online oder in Kleingruppen statt. Bei Einsätzen muss stets eine Maske getragen werden und in den Fahrzeugen müssen einige Plätze leer bleiben. Feuerwehrdienst wird derzeit auf das Nötigste beschränkt. Besprechungen finden, wenn überhaupt, ausschließlich online statt. Lehrgänge mussten verschoben werden. All diese Massnahmen stellen große Herausforderungen für uns dar, sind aber unbedingt nötig, damit nicht die ganze Feuerwehr durch eine eingeschleppte Infektion ausfällt. Durch diese Maßnahmen und ein gutes Hygienekonzept konnten wir bis jetzt Infektionen oder längere Quarantänen vermeiden.

Im Allgemeinen denke ich schon, dass die Bevölkerung die Arbeit von Feuerwehr und Rettungsdienst auch in der aktuellen Pandemie-Situation zu würdigen weiß. Allerdings fehlt uns dieses Jahr der direkte Kontakt außerhalb von Einsätzen zu unseren Mitbürgerinnen und Mitbürgern sehr. Aufgrund der Corona-Pandemie haben wir dieses Jahr auf Haussammlungen und Tage der offenen Tür verzichtet. Dies sind in anderen Jahren immer Anlässe gewesen, zu denen wir uns mit den Mitbürgerinnen und Mitbürgern austauschen konnten und ja, an denen wir auch Wertschätzung erfahren haben, die uns dieses Jahr fehlt. Aber mit diesen Einschränkungen müssen wir ja gerade in allen Bereichen des öffentlichen Lebens umgehen.
Uns ist es wichtig, Respekt, Wertschätzung und Verständnis für unserer Arbeit zu erfahren. Enttäuschend ist es, wenn wir es bei Einsätzen mit Schaulustigen oder mit Einzelnen diskutieren müssen, warum sie nicht mit ihrem PKW durch unsere Einsatzstelle an allen Feuerwehrfahrzeugen vorbeifahren sollten, obwohl die Straße doch gerade frei ist. Hier wünsche ich mir mehr Verständnis und appelliere an jeden Einzelnen, Rücksicht auf unsere Einsatzkräfte zu nehmen. Aber dies sind zum Glück seltene Ausnahmefälle und im Allgemeinen bin ich mit der Wertschätzung und dem Verständnis für unsere Arbeit zufrieden. Manchmal erreicht uns auch ein kleines Dankeschön, etwa in Form eines Dankschreibens. Das freut uns immer sehr.

OVplus: Fühlen Sie sich von den Instanzen der Stadt Overath gut unterstützt?

DS: In den letzten Jahren haben wir ein Umdenken in Verwaltung und Politik wahrgenommen. In eine funktionierende Feuerwehr muss investiert werden. Hier sind schon einige wichtige Maßnahmen umgesetzt worden. Als Beispiele kann ich den Wiederaufbau der Löschgruppe Marialinden, den Neubau der Werkstätten im Sülztal mit späterem Anbau für die Einheit Steinenbrück, das neue Overather Gerätehaus und Investitionen in Fahrzeuge und Technik nennen. Politik und Verwaltung müssen sich aber auch im Klaren darüber sein, dass eine rein ehrenamtliche Feuerwehr wesentlich günstiger ist als eine Berufsfeuerwehr. Wir Ehrenamtler tun alles in unserer Macht stehende dafür, das wir auch eine rein ehrenamtliche Feuerwehr bleiben können. Etwa, in dem wir regelmäßig zu Übungen und wann immer es möglich ist, zu Einsätzen kommen. Von Politik und Verwaltung wünschen wir uns stetige Investitionen in Feuerwehrtechnik und Ausstattung sowie Unterstützung bei der Mitgliederwerbung. Wir werden gerne mit einbezogen, wenn es um Investitionen und Neuanschaffungen geht. Aber da sehe ich uns schon auf einem guten gemeinsamen Weg.

OVplus: Wir von OVplus sind neu aufgestellt und schwerpunktmäßig angetreten, die Overather Vereine und Institutionen bestmöglich zu unterstützen! Was erwarten Sie als Mitglied in OVplus von uns?

DS: Kurz und knapp… weiterhin eine gute Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung.

OVplus: An dieser Stelle haben Sie die Möglichkeit, Werbung für die FFO zu machen! Was sind die 3 wesentlichen Gründe, Mitglied zu werden?

DS: Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr zu sein und damit anderen zu helfen, macht Spaß. Feuerwehr steht für Kameradschaft, Zusammenhalt und Teamwork. Die Arbeit der Feuerwehr ist vielfältig und das Spektrum der Einsätze breit gefächert. Als Mitglied der Feuerwehr absolvierst du viele Lehrgänge und entwickelst dich selbst und dein know-how weiter.
Feuerwehr ist für Jeden was. Nicht jeder muss alles können. Wer neu eintreten möchte, dem vermitteln wir nötiges Wissen über diverse Lehrgänge und Schulungen und am Ende kann man mehr, als man vorher vielleicht geahnt hätte. Du musst dich nur überwinden, dich bei uns zu melden. Bei allem Weiteren helfen wir dir gerne und sind für dich da. Melde dich bei uns und wir finden gemeinsam heraus, ob der Feuerwehrdienst etwas für dich ist.
Die entsprechenden Ansprechpartner stehen auf unserer Homepage www.Feuerwehr-Ov.de

OVplus: Letzte Frage für die Zeit nach der Bewältigung der Coronakrise: Findet die legendäre Party sonntags nach dem Overather Karnevalszug weiterhin- dann in der neuen Feuerwehrwache- statt? ?

DS: Jeder Overather Feuerwehrstandort hat seine eigenen, lieb gewonnenen Traditionen. Dazu zählen die Tage der offenen Tür aller Einheiten, die Theaterveranstaltungen in Heiligenhaus, die Kirmes in Immekeppel, die Erntefeste in Vilkerath oder die Party im Gerätehaus des Löschzugs Overath nach dem Karnevalszug. Wir möchten und werden unseren Traditionen fortführen, sobald dies wieder möglich ist und hoffen, dass uns die Bevölkerung dabei dann wie eh und je durch rege Teilnahme unterstützt.

OVplus: Wir danken für Ihre Zeit und freuen uns auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit